Testimonium
Das tieftraurige Duo unter dem Deckmantel von Lacrimosa hat im August Testimonium veröffentlicht und damit in unserem benachbarten Genre, dem Gothic, viel Lob geerntet. Den zehn Kompositionen wurde über Hall Of Sermon Leben eingehaucht – diese greifen sogar bis in unsere geliebten Metal Klänge über. Zudem findet man ganz klassische Elemente und elektronische Sequenzen auf dem Langeisen. Tilo Wolff und seine Partnerin Anne Nurmizelebrieren auf Testimonium über eine Stunde flexible wie auch variable Dunkelheit. Mittlerweile ist es bereits das dreizehnte Studioalbum der Gothic Kult-Band. Begonnen hatte alles mit Angst und Einsamkeit Anfang der Neunziger. Im Vergleich zu den ersten Schritten muss man ganz klar sagen, wurde technisch ordentlich was aufgefahren. Viel versierter, kommt auch der Gesang von Tilo immer besser an. Nicht nur theatralisches Geschreie sorgt für finstere Emotionen, nein, auch die säuselnden Lyrics haben ihre gewisse Kälte.
Aufgeteilt wurde Testimonium in vier Akte. Um den Longplayer, der viele Erinnerung in sich trägt, noch besser zu verstehen, haben wir hier für euch eine Botschaft von Tilo Wolff persönlich:
„Im Jahr 2016 hat die Welt Abschied nehmen müssen von zu vielen großen Künstlern – Schöpfern einzigartiger Momente für die Ewigkeit! Mit ihrer Kunst bin ich aufgewachsen, ihre Bodenständigkeit, ihr Größenwahn, ihre Einzigartigkeit, ihr gesamtes Werk hat meine Kindheit und Jugend geprägt und war mir oftmals Vorbild und Leitbild: Die Kunstverliebtheit und Demut eines Götz George, die visionäre Wandlungsfähigkeit eines David Bowie, die Vielseitigkeit in ihrer unverwechselbaren Einzigartigkeit eines Prince, die Tiefe und Melancholie eines Leonard Cohen, sie alle haben Anteil an dem, was ich sein darf und was ich mit Lacrimosaseit 27 Jahren zum Ausdruck bringe! Dieses Album ist ihnen zum Dank gewidmet“.
Die standesgemäße Huldigung beginnt durch Wenn Unsere Helden Sterben – ein Sinnbild für den Silberling. Im Midtempo driften Lacrimosa am Doom Metal vorbei und schlagen sogar Brücken zum engen Verwandten, dem Gothic Metal. Der Titeltrack ist für die beiden Protagonisten tatsächlich sehr hart geworden und könnte auch auf einem Metalfest angeschlagen werden, um die Köpfe kreisen zulassen. Ansonsten steht Testimonium ganz im Zeichen der verstorbenen Künstler im Jahr 2016. Die Platte ist sachlich eingespielt, kann mit hochwertigem Songwriting punkten und sogar bei unseren Lesern gut ankommen, die nicht nur den ganzen Tag Rock bzw. Metal auf die Ohren brauchen. Wichtigster Punkt bleibt: Man sollte auf deutsche Texte stehen ansonsten guckt man ganz bitter aus der Röhre.
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